Der Bericht über den Bau unserer Kirche erwähnt, dass am 2. September 1791 die drei Glocken in den Turm gehängt wurden und folgenden Tages zum ersten Gottesdienst bei der Beichte gebraucht wurden. Es heißt in der Chronik: " ... während der Dauer des Baues wurde der Gottesdienst im Herrschaftlichen Hause auf dem untersten Hofe gehalten (Herrnhof?)" .

Es wird ferner berichtet, dass Glockengießer Otto in Gießen zwei Glocken umgoss. Die neuen Glocken wogen: die größere 1247 Pfund, die kleinere 746 Pfund. Sie kosteten die Gemeinde 199 tl. für Gießereilohn und für Zusatz-Metall. Das Geläute der alten, nun abgerissenen Kirche, stammte aus dem Jahre 1726, wie es Kirchenrechnungen aus den Jahren 1726-1729 vermelden. Man hat 1791 offensichtlich eine Glocke des alten Geläutes übernommen.

Im Winter 1855/56 war die kleinste Glocke gesprungen und wurde bald unbrauchbar. Man fasste den Beschluss, dass die noch unbeschädigte mittlere Glocke mit umgegossen werden sollte, also zwei neue Glocken gegossen werden sollten, eine zu 828 Pfund und eine zu 431 Pfund. Am 13. Februar 1857 wurde mit Glockengießer Friedrich Otto der Vertrag geschlossen, am 3. Juni 1857 die beiden Glocken abgeholt und am 25. Juni 1857 die zwei neuen Glocken aufgehängt. Doch - die kleinste Glocke hatte" ... einen höchst widrigen Nebenton ... ". Sie wurde
verworfen.

Am 20. November 1857 wurde ein neuer Vertrag geschlossen. Glockengießer Otto soll eine neue Glocke liefern, die größer sein soll, als die bisher hier vorhandene größte Glocke. Sie soll 1630 Pfund schwer werden. Die große Glocke wird am 6. September 1858 genehmigt, bald gegossen und aufgehängt. Nun war das Geläute wieder komplett, bis ...

Anno 1871 wird das Läuten der mittleren Glocke sehr schwer. Eine Untersuchung ergab, dass sie schief hing, der Glockenstuhl und die Pfannen, worauf sie ruhte, schadhaft geworden waren. Schlossermeister Heinrich Stelz und Zimmermeister Johann Friedrich Treuth bekamen den Auftrag, den Schaden zu beheben. Als die Arbeiten noch nicht ganz abgeschlossen sind, meldete der Zimmermeister, die Glocke sei beim Läuten der kleinsten Glocke und die dadurch bewirkten Erschütterungen des Glockenstuhles heruntergefallen und die Haube (Aufhängung) abgebrochen!! Wie soll sie nun wieder hergestellt, wie aufgehängt werden? Man trieb Schrauben durch den oberen dicken Teil der Glocke, und mittels eiserner Bänder befestigte man sie an das Joch.

Im Frühjahr 1875 wird ein nach neuester Konstruktion hergerichteter Glockenstuhl in den Turm gestellt. Die Arbeiten verrichtet der Erfinder, der Königlich-Preußische Kreisbaumeister Ritter aus Trier.

Am 21. April 1880 wird die beschädigte, die mittlere Glocke zum Umguss heruntergenommen. Sie war Anfang des Jahres gesprungen und untauglich geworden. Glockengießer Otto jun., Gießen, erhält den Auftrag des Neugußes. Am 1. Juni 1880 wird die neue Glocke wieder in den Turm gehängt. Das Geläute ertönte von nun an wieder in einem vollen Mollakkord. Es begleitete die Bewohner unseres Dorfes über viele Jahrzehnte bis in den 1. Weltkrieg hinein.

Nun hatten die Barbaren wieder das Sagen. Überall im Land mussten die Kirchengemeinden die Glocken zu Rüstungszwecken abgeben. Bei uns in Florstadt wurden die mittlere und die große Glocke beschlagnahmt. Dem Pfarrer gelingt es, die mittlere Glocke von der Beschlagnahmung zu befreien, doch die große Glocke wurde ausgebaut und abgeholt. Die beiden uns verbliebenen Glocken riefen bis in den zweiten Weltkrieg hinein die Gläubigen zum Gottesdienst.

In den Zwanzigern verhinderte die Geldentwertung die Anschaffung einer dritten Glocke, danach wechseln die Pfarrer in Florstadt sich schnell ab. Und dann waren wir im zweiten Weltkrieg.

Im Jahre 1943 musste dann die größte der beiden Glocken abgeliefert werden. Fortan ertönte nur noch die kleinste Glocke des ehemaligen vielgerühmten Geläutes von 1880.

In den Nachkriegsjahren wurde lange beraten, was zu tun sei. 1949 entschloss man sich für ein neues Geläute, für drei neue Glocken. Die kleine Glocke war im Ton sehr unrein geworden. Die Kosten der neuen Glocken sollen je zur Hälfte von der politischen und der Kirchengemeinde getragen werden, so kam man überein. Das neue Geläute soll in den Tönen h-a-fis klingen.

Am 8. September 1949 wird die kleine Glocke vom Turm genommen, am 11. September die neuen Glocken feierlich eingeholt. Die große Glocke wiegt 600 kg, die mittlere 350 kg, die kleinste 250 kg. Die Montage erfolgt vom 12. September bis 17. September 1949. Die Glockenweihe wurde am 18. September festlich begangen.

Die Inschriften an den Glocken lauten:

an der kleinen, der Betglocke "Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel"; an der mittleren, der Sonntagsglocke ,,0 Land, Land, Land, höre des Herrn Wort"; an der großen Glocke (Festtags- und Totenglocke) "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden".

Im Jahre 1955 wird eine elektrische Läuteanlage installiert und damit ein alter, ehrwürdiger Dienst, das Läuten der Glocken von Menschenhand, überflüssig. Der Druck auf den Knopf setzt die Glocke in Bewegung.

Schon im Jahre 1958 war die große Glocke wieder schadhaft geworden und musste erneut repariert werden. Eine Firma ist nun mit der ständigen Wartung des Geläutes beauftragt.